Weihnachtsüberlegungen

Ca. 7.009.600 Infizierte (+14.200), ca. 6.113.000 Genesene, ca. 110.430 Tote – wobei die Zahlen wegen der Weihnachtsfeiertage niedriger ausfallen werden. Bei uns: ca. 500 Infizierte, 7T-Inzidenz 150,8 (5-14: 445; siehe oben).

Ein paar unsortierte Gedanken, grob assoziiert mit „Weihnachten“:

Ich bin immer noch kein Fan dieses Festes. Irgendwie habe ich beim Erwachsenwerden die Freude daran verloren und keine Alternative für mich gefunden, es so zu begehen, dass ich es „schön“ finde. Insofern versuche ich es, es für meine Kinder schön zu gestalten – mit Tannenbaumschmücken, Plätzchenbacken im Vorfeld, Geschenken und Versuchen, den Kern des Festes mit einzubringen. Und Heiligabend ein gemütliches Weißwurstfrühstück.

Anscheinend mache ich mich aber nicht wirklich wirklich frei von den Erwartungen meiner selbst. Ich fand die Vorweihnachtszeit unglaublich stressig – oder war es nur der Jahresabschluss in Paarung mit vielen Klassenarbeiten auf einem Haufen, bei denen ein noch nicht selbst organisiertes Kind Hilfe benötigte? Egal wie – als der Baum stand, alles fertig war und ich zur Entspannung am Heiligabend in die Wanne ging, war eigentlich alles gut, aber als die Kinder nach mir in die Wanne hüpften (übrigens ein genialer Schachzug von uns – so können sie nicht stören, während der Weihnachtsmann/das Christkind kommt) setzten bei mir Magenschmerzen ein. Zunächst dachte ich nur, dies wäre zurückzuführen auf zu wenig Essen über den Tag in Paarung mit enger Jeans. Während der Bescherung wuchs es sich aber aus zu üblen Krämpfen, so dass ich auf der Couch lag, während die Mädchen würfelten (nur, wer eine 6 hat, darf ein Geschenk auspacken, und nach einem eigenen wird ein fremdes bestimmt – neue Regel dieses Jahres, die eine Geschenkeschlacht verhindern soll). Und irgendwann bekam ich Hitzewellen und das Gefühl, gleich brechen zu müssen, abgewechselt mit Schüttelfrost. Sehr seltsam, das alles – wie im Herbst. Als alle Geschenke ausgepackt waren, verzog ich mich ins Bett, wir strichen das eigentlich geplante Käsefondue, U aß mit den Mädels Ofenkäse, und als mein Magen meinte, dies sei eine gute Idee, aß ich ein paar Stücken trockenes Brot. Und, ganz eigenmächtig, eine Pantoprazol. Und zwei Stunden später hörten die Krämpfe so langsam auf, das extreme Krankheitsgefühl verschwand, und ich konnte schlafen. Auf eine Notfallambulanzerfahrung zu Weihnachten hatte ich keine Lust und war froh, den Magenblocker zu Hause zu haben – auch, wenn ich mich eigentlich nicht gut dabei fühle, mir eigenmächtig eine Tablette täglich zu verordnen – aber wie ich heute früh feststellte, hat mein Hausarzt verständlicherweise Urlaub. Und damit zur Vertretung zu gehen…? Immerhin geht es bis jetzt stetig bergauf.

Dies Jahr habe ich keine Karten zu Weihnachten geschrieben, aber dennoch einige erhalten. Auch mit diesen fremdele ich, weil ich nie weiß, was ich wünschen soll. Vielleicht sollte ich mir selber erst einmal die Frage beantworten, was ich mir von der Weihnachtszeit erhoffe. Dann weiß ich auch vielleicht wieder, was ich wünschen kann.

Sehr positiv überrascht war ich davon, dass der Reigen des „Frohe Weihnachten!“-Wünschens über WhatsApp, der mich im letzten Jahr insbesondere in den dortigen Gruppen genervt hatte, fast vollständig ausblieb. Gut, die üblichen Verdächtigen posten Fotos ihrer wunderbar angefertigten Dekorationen im Vorfeld, möglicherweise, um sich irgendetwas damit zu bestätigen, aber die Stati kann man ja gut ausblenden. Vier oder fünf persönliche Weihnachtswünsche kamen, über die ich mich gefreut habe und die ich auch gerne beantwortet habe. Und das war es. Und: ich hatte erstmals kein schlechtes Gewissen, niemandem im Vorfeld irgendwas gewünscht zu haben.

Was schön war: Zwar kurzfristig das eigentlich geplante Roastbeef einzufrieren (der Gedanke an angebratenes war Heiligabend – irks….), aber dennoch Besuch von meiner Mutter und G. am ersten Weihnachtsfeiertag zu bekommen, mit einer mitgebrachten weihnachtlichen Philadelphia-Torte und einem gemütlichen Beisammensein, mit einer 10- und einer 6-Jährigen, die zur Abwechslung mal nicht stritten. Dass die zwei spontan noch zum Käsefondue blieben, obwohl meine Mutter das eigentlich nicht so mag. Und als sie dann fort waren, noch gemeinsam Shrek 4 zu schauen, LM gekuschelt an mich und LF an U.

Und die Krönung: gestern alle zur anderen Oma zu verabschieden, im Wissen, dass ich über 24 Stunden das Haus und den Kamin für mich alleine habe (früh die Reißleine gezogen, dass ich – u.a., aber nicht ausschließlich wegen Bettenmangel – nicht mitkommen würde, hatte ich bereits am dritten Advent kommuniziert, als die Schwiegermutter’sche Planung umschwenkte von „nein, wir sehen uns nicht, es wird mir zu viel“ zu „aber es wäre doch soooo schön, wenn ihr alle kämt!“. Als die drei auf der Straße waren, räumte ich natürlich zuerst eine Spülmaschine aus und dann eine neue ein, saugte Schubladen aus, räumte auf und wusch Wäsche – aber dann setzte ich mich auf die Couch, las etwas (meine Weihnachtsentdeckung war „The boy, the mole, the fox and the horse“), machte Rückenübungen und Yoga (oh ja, viel zu lange schlüren gelassen….) und sah später „Lachsfischen im Jemen“. Heute früh dann noch eine Yoga-Einheit und eine Badewanne, und jetzt fühle ich mich, als hätte ich meinen fast leeren Akku wieder aufgeladen.

Hoffen wir, dass es so bleibt. Und jetzt versuche mal, meinen gestern und heute in der Stille zu Hause gefassten Plan, dem Leben und den Menschen etwas gütiger zu begegnen, unterwegs nicht wieder zu verlieren.

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