Magie in Mülheim

Ein Freitag im Home Office. Wieder einmal war ich überrascht, wie durchgefroren ich nach 5,5 h im Keller bin, wo der große Monitor steht, an dem man bestimmte Dinge am besten erledigen kann. Trotz Heizung! Nach Feierabend gönnte ich mir eine Auszeit im Bett und eine warme Dusche.

Danach Vorfreude – abends hatten U und ich Ausgang! Zu Weihnachten hatte ich ihm Karten für Siegfried und Joy geschenkt. Ich hatte es ja für einen Scherz gehalten, dass sie in Mülheim an der Ruhr nach Tourneestopps in Madrid, Lissabon, Porto und Bilbao spielen würden, aber ihre Social Media-Auftritte belehrten mich eines besseren. Hin fuhr ich mit dem Zug. Dies war leider sehr unmagisch! Ich hatte mir so eine schöne Verbindung herausgesucht, dank einer verspäteten S-Bahn an meinem Abfahrtsbahnhof bekam ich meinen Anschluss in Essen-West aber nicht und war zwanzig Minuten später dort als geplant. Was ein Glück, dass ich viel Puffer eingeplant hatte! Gedanken bei der Fahrt: Könnte man nicht einfach das Dienstwagenprivileg abschaffen und mit dem eingesparten Geld den Nahverkehr optimieren? Alle Bahnhöfe und Züge sahen grausig aus (Moment, stimmt nicht ganz: die Ausnahme war Mülheim-Zentrum, auf alle anderen Stationen traf dies aber zu), pünktlich war eigentlich auch nichts, und die einzige technische Raffinesse, die mir auffiel, war der einsekündige Versatz der gleichzeitig erfolgenden Durchsagen zur Verspätung der jeweiligen S-Bahnen an BEIDEN Abfahrtsgleisen an meinem Startbahnhof. Ich rätsele immer noch, warum die S9-Passagiere nach Haltern wissen müssen, dass die S9 nach Wuppertal Verspätung hat.

Dann wurde es aber magisch: Endlich essen in dem ägyptischen Lokal, das U und mir positiv aufgefallen war, als wir dort vor ca. 15 Jahren vorbeiradelten. Leckere Vorspeisen, gute Falafel, und ein wirklich herzlicher Service!

Die Stadthalle in Mülheim direkt gegenüber, in die wir dann aufbrachen, war auch ein schönes Gebäude, und neo-klassizistisch, wie ich lernte. Zu Beginn der Show fragte ich mich, ob es U überhaupt gefallen würde, und in den ersten Minuten war ich noch wegen etwas viel Klamaukigkeit in Sorge ob meiner Abendplanung, aber dann wurde es ganz wunderbar und U und ich ganz verzaubert. Wir lachten uns scheckig, unterstützten die beiden mit La Olas und Hintergrundgeräuschen und zauberten sogar unseren persönlichen Kartentrick erfolgreich mit. Nach der Vorstellung, die mit standing ovations endete, kamen die beiden wie versprochen noch ins Foyer und wurden von Selfie-Suchern umlagert. Wir schauten uns das Treiben aus der Entfernung an und gingen dann. LF und LM fixten wir dann zu Hause an und nehmen sie beim nächsten Mal mit. Wie schön, dass es das Internet gibt – ohne es hätte ich sie nie kennengelernt!

Etwas magisch ist übrigens auch LM’s Bett, wenn man sie abends in selbiges bringt: Derzeit befinden sich alle 31 Kuscheltiere, die sie besitzt in ihm (noch ist sie ja erst 1,40 m groß und es gibt noch genug Platz) und ein ordentlich gefalteter Zettel. Dieser wird abends gewichtig auseinandergefaltet und verrät ihr dann, mit welchem dieser Kuscheltiere aus der sorgfältig nummerierten Liste sie an diesem Abend zu kuscheln hat. Ein Kuscheltier für jeden Tag des Monats. Ich habe ihr vorsorglich mal nicht gesagt, dass Nr. 30 und 31 diesen Monat sehr beleidigt sein werden. Sonst könnte sie bestimmt nicht mehr schlafen.

Etwas unmagischer: Morgen steht Lateinlernen an. Und ganz unmagisch ist auch, dass meine Augen sich noch nicht so ganz an meine erste Gleitsichtbrille gewöhnen wollen. Links klappt es schon ganz gut, aber rechts ist irgendwas ganz murkelig. Ich gebe dem rechten Auge jetzt noch ein wenig Zeit und dann schlage ich mal beim Optiker auf. Im Lesebereich müsste ich auch rechts lesen können, meine ich!

Sehr montagiger Montag und #WMDEDGT

Kein schöner Tag, auch wenn endlich alle Kinder wieder in ihre Schulen aufbrachen: LF und LM waren beide genesen. Dafür hatte U aber nachts immer wieder vor sich hin gekramt und unruhig geschlafen und verkündete frühmorgens, nun habe es ihn auch erwischt und er sei krank. Hm, schade. Ich dachte, wir wären mit dem Thema durch!

Auf dem Weg zur Arbeit drehte ich noch einen Schlenker beim Finanzamt vorbei und warf den einen relevanten Beleg zu unserer Steuererklärung in den Briefkasten – von wegen, es sollen keine Belege mehr eingereicht werden! Genau so einen hatten sie im letzten Jahr noch angefordert, da werde ich doch dieses Jahr lieber proaktiv tätig.

Dementsprechend nicht ganz früh auf der Arbeit gewesen. Heute hatte die anzulernende Kollegin frei – dennoch kein Arbeiten in Ruhe. Ich habe zu viele große eilige Batzen auf dem Tisch, die zeitgleich bespielt werden wollen. Dazu noch ein zu korrigierender Text der Kollegin, der mich nicht glücklich machte. Heute war es zäh und frustrierend. Und lang! Erst um kurz vor halb acht konnte ich aufbrechen.

Auch stellte sich keine Freude darüber ein, dass ich in einer Angelegenheit den richtigen Riecher gehabt hatte: Eine Anfrage hatte mich vor ein paar Wochen sofort an ein sehr unschönes Szenario denken lassen. Während Chef und Chefchef nach Klärung der Situation mit ihren Kontakten schon wieder entspannt waren und keinen Handlungsbedarf sahen, wollte ich es lieber genau wissen und forschte nach. Leider mit dem Ergebnis, das zu o.g. unschönem Szenario passte. Was habe ich jetzt davon, dass ich den richtigen Riecher und die richtigen Kontakte hatte? Niemand wird sagen, „K., prima, du hast Recht gehabt!“. Und mehr Arbeit für mich resultiert auch. Grmpf.

Wieder zu Hause freuten sich U und LF auf jeden Fall, mich zu sehen. LF ließ sich für ihr Zeugnis loben, dass sie mit anderthalb Wochen Verspätung heute bekommen hatte. Von U hatte ich leider nicht so viel, da er bald wieder ins Bett verschwand. Bei LM war ich mich nicht so sicher, ob sie sich freute – ans Klavierüben erinnert zu werden ist nicht so ihrs. Schön klang es aber schon.

Kurz, bevor U ins Bett verschwand, noch ein Einsatz im Flur: die Katze hatte eine Maus mit von draußen hereingebracht, die etwas verwirrt und nicht ganz gewillt war, das warme Haus wieder zu verlassen. Nach einem Viertelstündchen Aufregung hatte sie dann aber nicht nur das Schuhregal im Flur, sondern auch das Haus insgesamt verlassen. Und die geistesgegenwärtig vor den Spalt unter der Kellertür gelegte Handtuchrolle war gar nicht zum Einsatz gekommen. Aber lieber so als anders!

Draußen stürmt es, in mir drin auch noch ein wenig.

Was alle anderen heute so getan haben, kann man bei Frau Brüllen nachlesen, wo auch der Krankenstand hoch ist. Guten Besserung an alle Kranken und gute Abwehrkräfte allen anderen!

Momentaufnahme

Wir haben einen Krankheitslauf. Mit LM haben wir festgestellt, dass man innerhalb von zwei Wochen zweimal Scharlach haben kann – trotz Antibiotikum. LF hat sich vermutlich nach der ersten Scharlachrunde bei ihr angesteckt und war auch mit Antibiotikum zu Hause. Ein paar Tage später dann trotz Antibiotikum wieder Fieber, dazu Übergeben – wohl ein weiterer, viraler Infekt. Kein einziger Kinderkranktag, stattdessen abwechselndes Home Office – zu viel Arbeit zu erledigen bei uns beiden. Dabei festgestellt: LF ist 13, da gäbe es ohnehin gar keine Kinderkranktage mehr! Wieder einmal mehr glücklich gewesen über meine Berufswahl, die es ermöglicht, produktiv zu sein (wenn auch oft zu nachtschlafener Zeit) und Kinderbetreuung zu gewährleisten. Gut finde ich unsere gesetzlichen Regelungen aber nicht. Mit dem Fieber und der Übelkeit von Dienstag hätte LF nicht alleine bleiben können.

Auf der Arbeit viel Druck. Viele aufgeschreckte Hühner, dazu die konfuse Anzulernende. Der muss ich dringend den Zahn ziehen, dass einen Betreuer zu haben nicht bedeutet, dass dieser rund um die Uhr auf Abruf bereitzustehen hat. Vor allem nicht, wenn dieser eine geringere Wochenarbeitszeit hat als man selbst. Zeitplanung und Selbstorganisation sind gerade ein sehr großes Thema – was mich bei promovierten Uniabsolventen doch sehr wundert.

Es ist also dringend nötig, die schönen Momente festzuhalten: Gestern, am dritten Spätnachmittag, den ich wegen konfuser Anzulernender in dieser Woche spontan doch arbeiten musste, ging es den Mädels endlich besser und nachdem sie ihre Schulaufgaben erledigt hatten, gingen sie zum Chillen in LFs Zimmer. Als ich später nach ihnen sah, rappten die beiden, gestylt und beide in schicken roten Kleidern, einen Song aus der Schule der magischen Tieren, den ich von ihnen noch nie gehört hatte. Es war schon eine halbe Performance. Ein Moment zum Einfangen.

Gestern Abend schnappten wir uns dann endlich wieder den Experimente-Adventskalender, den wir wegen einer anderen Krankheitswelle vor Weihnachten gar nicht fertig experimentiert hatten. Jeder suchte sich ein Experiment aus und führte es vor – wir spielten mit korrespondierenden Röhren, nahmen Fingerabdrücke, bauten ein Spiegelkabinett auf und hielten Gläser umgedreht über den Ausguss, die nur deshalb nicht ausliefen, weil auf ihnen ein Foto auflag. Der Plan für das restliche Wochenende steht!

Heute steht dann ein Filmabend für drei an – LM kann dank wirkendem Antibiotikum zum Geburtstag ihrer Freundin gehen und freut sich auf ihre Übernachtungsparty. LF , U und ich werden deswegen dann, da er für LM zu gruselig wäre, den zweiten Teil von Fluch der Karibik sehen…